2. Sonntag nach Epiphanias „Zweifel“

Liebe Gemeinde

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus.

Epiphanias. Fest der Erscheinung des Herrn.

 Obwohl Epiphanias das allererste Fest ist, das im christlichen Kalender festgelegt wurde. Noch bevor Weihnachten an einem bestimmten Tag gefeiert wurde, wurde Epiphanias gefeiert.

Obwohl es also eine lange Tradition hat, etwa 1700 Jahre, ist es doch aus dem Blickfeld der Menschen gerückt und gehört zu den Feiertagen, die am Rande existieren.

Aber ich will mit Ihnen heute nicht darüber nachdenken warum es so ist, warum Epiphanias eher unbekannt ist. Sondern, warum es so wichtig war, dass es zum Feststag gemacht wurde!

Und was davon uns heute noch angeht!

Epiphanias.

Erscheinung des Herrn. Manchmal wünscht man sich das. Dass Gott einem erscheint und sich zu erkennen gibt.

Vielleicht ist es der graue Alltag, der einen im Griff hat.

Immer der gleiche Trott. Aufstehen. Essen. Arbeiten. Nach Hause kommen. Haushalt. Fernsehen und schlafen. Und man fragt sich. Wofür das Ganze?

Was macht das Leben besonders? Man versucht seinem Leben Sinn zu geben. Aber auch das, was einem früher Freude bereitet hat, hinterlässt ein Gefühl von Leere und,,,,,

Und der Druck wird größer: Da war doch noch was!

Das war doch der Glaube!

Der immer so selbstverständlich war und auch vom Kopf her noch da ist, aber das Herz nicht erreicht.

Und man betet und sucht Gottes Nähe, aber da ist nichts. Dieses vertraute Gefühl, Gott an seiner Seite zu haben, stellt sich nicht ein.

 

Oder vielleicht ist es auch ein Schicksalsschlag. Eine schlimme Diagnose oder der Tod eines nahen Menschen.

In den ersten Tagen und Wochen danach ist man vielleicht noch betäubt. Aber danach, wenn man klarer sieht und sein Leben wieder in den Griff nimmt, möchte man wieder auf das altbewährte Gottvertrauen setzen.

Aber so einfach geht das nicht. Vielleicht sind da Zweifel an Gottes Güte. Vielleicht sogar ein richtiges Misstrauen, Abwehr.

 Oder vielleicht läuft auch alles so wunderbar im Leben: die Arbeit macht Spaß und hat faszinierende Herausforderungen. Die Familie hält zueinander und hat eine gute Zeit. Es gibt keine materiellen Sorgen und alles läuft prima.

 Und auf einmal stellt man sich die Frage: War da nicht mal Gott? Gab’s nicht mal etwas anderes, was im Leben noch wichtig war? Und man stellt sich die Frage, wie konnte ich das vergessen?

Und hat aber auch gleich die Antwort: Das Leben läuft doch auch ohne Gott. Wofür hätte ich ihn denn gebraucht?

Zweifel an Gott.

Das Gefühl, dass Gott fern ist. So fern, dass wir nicht erreichen können. Warum lässt er sich nicht erreichen?

Warum bleibt er so fern? Will er vielleicht absichtlich nicht an meinem Leben teilhaben? Warum denn nur?

Das sind Fragen, die uns im Kopf kreisen. Das sind die Zweifel, die uns quälen. Und dafür gibt es auch einen Namen.

Man nennt das Anfechtung.

Wir werden angefochten in unserem Glauben. Auf vielfältige Art. Mal aus heiterem Himmel, mal durch lange schwere Erfahrungen.

Wir werden angefochten. Und es gibt da nichts, was uns aus diesem Zustand mal eben herausholt.

Ja, tatsächlich haben wir es auch nicht in der Hand. Luther sagte übrigens, dass es eine rechte Weise gibt Theologie zu studieren:

Gebet, Meditation und Anfechtung.

Für ihn, der auch schon mal in seinem Studierzimmer das Tintenfass nach dem Teufel warf, gehörte das Angefochtensein, die Glaubenszweifel ganz elementar zum Christ sein!

Und wir können uns mit unseren Zweifeln einreihen in die Geschichte eines ganzen Volkes. Denn wir sind nicht ersten, die von Zweifeln befallen werden und wir werden nicht die letzten sein!

Ich gehe einmal weit in die Geschichte zurück und möchte eine Situation aus dem Leben eines Mannes erzählen.

Der Mann heisst Mose. Mose hatte schon ein bewegtes Leben hinter sich. Aufgewachsen als Ziehsohn im Haushalt des ägyptischen Pharaos. Im Streit zum Totschläger geworden. Dann in ein fremdes Land geflohen, hatte er sich ein neues Zuhause aufgebaut.

Als auf einmal der Ruf Gottes kam, er soll wieder ins Land Ägypten gehen, um dort für Gott und mit Gott an seiner Seite das Volk Israel aus der Sklaverei zu befreien.

Und nun bei seinem letzten großen Auftrag: Das Volk durch die Wüste ins Gelobte Land zu führen.  Und nun saß er auf dem Berg Sinai und redete mit Gott. Und Gott redete mit ihm.

Gott hatte seinen Bund mit dem Volk geschlossen und das Volk hatte ihn, kaum dass Mose mal ein paar Tage fort war, wieder gebrochen. Und wieder saß Moses bei Gott und diesmal verhandelte er mit ihm.

Ich lese aus dem 2. Buch Mose, Kapitel 33

 12 Mose sagte zum HERRN: »Du befiehlst mir: ‚Führe das Volk in sein Land!‘, aber du hast mir nicht gesagt, wen du mitschicken wirst. Dabei hast du mir doch versichert, dass ich in deiner Gunst stehe und dass du mich als deinen Vertrauten betrachtest.

13 Wenn das stimmt, dann bestätige es mir jetzt und sag mir, was du vorhast. Und vergiss nicht, dass diese Leute dein Volk sind!«

14 Der HERR erwiderte: »Ich werde mitgehen, du kannst ruhig sein.«

15 Mose sagte: »Wenn du nicht mitgehst, wäre es besser, du ließest uns hier bleiben.

16 Woran sollen wir denn erkennen, dass wir in deiner Gunst stehen, ich und dein Volk? Doch nur daran, dass du mit uns ziehst und uns dadurch vor allen anderen Bewohnern der Erde auszeichnest, nicht nur mich, sondern auch dein ganzes Volk!«

17 Der HERR antwortete: »Ich werde auch diese Bitte erfüllen, weil du in meiner Gunst stehst und mein Vertrauter bist.«

18 Nun bat Mose den HERRN: »Lass mich doch den Glanz deiner Herrlichkeit sehen!«

19 Der HERR erwiderte: »Ich werde in meiner ganzen Pracht und Hoheit an dir vorüberziehen und meinen Namen ‚der HERR‘ vor dir ausrufen. Es liegt in meiner freien Entscheidung, wem ich meine Gnade erweise; es ist allein meine Sache, wem ich mein Erbarmen schenke.

20 Trotzdem darfst du mein Gesicht nicht sehen; denn niemand, der mich sieht, bleibt am Leben.«

21 Weiter sagte der HERR: »Hier auf dem Felsen neben mir kannst du stehen.

22 Wenn meine Herrlichkeit vorüberzieht, werde ich dich in einen Felsspalt stellen und dich mit meiner Hand bedecken, bis ich vorüber bin.

23 Dann werde ich meine Hand wegnehmen und du kannst mir nachschauen. Aber von vorn darf mich niemand sehen.«

Was war da geschehen?

Mose hatte begriffen: das Volk Israel brauchte Gottes Erscheinung vor ihren Augen. Gott sollte Tag und Nacht sichtbar bei ihnen sein.

Ansonsten würde es im Handumdrehen wieder anfangen zu zweifeln und vom Glauben abfallen. Und sich wieder eigene Götzen suchen. Einmal hatte sie das schon getan:

Da hatten sie sich ein Goldenes Kalb machen lassen, damit sie es anbeten konnten.

Und so bat Mose dringend darum, dass Gott bei seinem Volk bleiben möge und zwar sichtbar! Gott kommt diesem Wunsch nach.

Und so gibt Gott den Auftrag, ein heiliges Zelt zu errichten. Diese Heilige Zelt soll der Ort sein, an dem Gott bei den Israeliten wohnt.

Dieses Heilige Zelt, auch Stiftshütte genannt, begleitet die Menschen bei ihrem Weg durch die Wüste. Hunderte von Jahren später findet es seine endgültige Form. Der Tempel von Jerusalem.

Doch soweit sind wir noch gar nicht. Erst mal bittet Mose eindringlich um ein Zeichen. Und er bitte nicht nur für das Volk. Er bittet auch für sich. Er, der Gott so nahe gekommen ist, wie kein anderer Mensch vor ihm. Er, der von den Menschen später als Freund Gottes bezeichnet wird. Er selber bittet darum, Gottes Herrlichkeit zu sehen, um Gewissheit zu haben, dass er Gnade vor Gottes Augen gefunden hat. Und es wird ihm gewährt, wenn auch nicht so, wie er gern gehabt hätte.

Und hier schließt sich der Kreis, und wir können zurück an den Anfang schauen.  Und uns an die Male erinnern, an denen wir an Gott gezweifelt haben. An denen Gott uns fern war. An denen wir von Gott ein Zeichen erbeten haben.

Ein Zeichen, dass er wirklich da ist;  ein Zeichen, das unseren Zweifel besiegt.

Anstelle der Stifthütte der Israeliten ist Jesus Christus getreten. Er ist das ultimative Zeichen, das Gott uns geschickt hat und daran können wir uns festhalten.

Aber manchmal hilft auch das nicht. Und dann ist es wichtiger zu wissen: Zum Glauben gehört der Zweifel. Schon seit Tausenden von Jahren. Und es hängt nicht am Verhalten der Menschen, ob Gott bei ihnen bleibt.

Sondern: Gott ist es, der die Beziehung seit Jahrtausenden schon will und immer wieder zu uns kommt!

Wir können uns einreihen in die Kette von Menschen, die an Gott gezweifelt haben und dann doch wieder zum Glauben gefunden haben!

Und die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen

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